Der Jedermann

In allen Zeiten hat man sich im kulturellen Schaffen auch immer mit dem Tod und dem Sterben auseinandergesetzt. Am 22. August vor 96 Jahren begründete Max Reinhardt die Salzburger Festspiele mit der Inszenierung des Jedermann. Seitdem wurden die Festspiele weltweit zum bedeutendsten Festival der klassischen Musik und darstellenden Kunst.
Werfen wir nun zwei kleine Seitenblicke auf das Theaterstück von Hugo von Hoffmannsthal „Jedermann“.  Das ewig gleiche Thema, dass man verkürzen könnte auf: Im letzten Hemd vor das Partikulargericht*

Jedermann ist wie der Name schon vermuteten lässt, einer wie Du und ich, ein durchschnittlicher Mann, heute würde man sagen, taff im Business, ohne Sentimentalitäten mit Führungsqualitäten, jedoch ohne Grausamkeit und mit einem Hang zur Selbstüberschätzung.
Das Thema blieb 96 Jahre aktuell, auch wenn es heute mehr als eine Spur grotesk ist, dass sich nur Wohlhabende die teuren Karten leisten können, die lange vorher schon alle ausverkauft scheinen. Also liegt ein Kulturhochgenuss vor, der das Thema Tod und Charakterstärke, Empathie und Philantrophie behandelt. Zu den ca. 220 bis 460 Euro für ein Paar Eintrittskarten kommen noch Reise- und Hotelkosten hinzu. Es ist jedoch noch erstaunlicher, dass Siemens die Salzburger Festspiele für die „kleinen Leute“ umsonst und draußen initiiert hat. Der Touristenmagnet verbindet nun – wie der Tod – dann doch alle Klassen. Hier hat wohl Jemand sich bei Siemens sehr gut mit dem Thema auseinandergesetzt.

(*Im Partikulargericht erfolgt die Abwägung der guten und bösen Taten eines Menschen unmittelbar nach dessen Tod. In der christlichen Ikonographie wird beim Gericht dem Erzengel Michael die Rolle als „Seelenwäger“ zugeordnet. Beim Jedermann war es dann doch ein wenig zu leicht, aber nach Anerkennung )

Bildquelle www.salzburgerfestspiele.at
Urheber Archiv der Salzburger Festspiele/Foto Weber
Petra Schaberger

About Petra Schaberger

Petra Schaberger ist Mediengestalterin und Autorin. Mit ihrem Mann leitet sie Quintessenz – die Manufaktur für Chroniken. Sie betreut Die Kleine Chronik, den Blog Q5 und Buchprojekte im Q5 Verlag. Auf XING moderiert sie die Gruppe “Bestattungskultur”. Petra Schaberger lebt mit ihrem Mann in Heppenheim.

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