Die Ausstellung „Der letzte Weg“ in Bamberg

Gräber und Bestattungen zählen zu den wichtigsten Quellen der Archäologie, und man kann sich vorstellen, was für eine informative Ausstellung der Lehrstuhl Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit der Otto-Friedrich Universität in Zusammenarbeit mit dem Diözesanmuseum in Bamberg erarbeitet hat.

Ich war für Sie dort und ziehe das Resümee „Klein und fein“.

DerletzteWegBamberg selbst ist schon eine Reise wert, hat die Stadt doch Deutschlands größten mittelalterlichen Stadtkern (und ist daher eine UNESCO Weltkulturerbestätte). Durch einen Radiobeitrag in BR2 wurden wir auf diese Ausstellung „Der letzte Weg“ aufmerksam, die im Diözesanmuseum direkt neben dem Dom untergebracht ist.
Der kleine Eintrittspreis von 5 Euro, der zudem berechtigte, die Dauerausstellung mit den berühmten Königsmänteln zu besuchen. Kleine Glasvitrinen und Nachbauten zeigt Exponate von Reliquien über Totenkronen bis hin zu Totenzetteln und vieles mehr. Ein kleiner Film rundet das Ganze ab.

Abgesehen von den Dienstleistern rund um das Thema Tod, müssten die meisten Personen nachdenken, wann sie das letzte Mal einen Toten sahen. Wir sterben mehrheitlich im Krankenhaus oder Altersheim, binnen weniger Tage müssen Angehörige alles organisiert haben, und bei der Beerdigungen stehen sie vor verschlossenen Särgen und Urnen. Angehörige haben somit meist keine Zeit sich zu verabschieden wie früher bei der Totenwache oder den Tod im Wortsinn zu begreifen, denn den Toten zu waschen und zu kleiden übernimmt der Bestatter. Der Tod wird dadurch nicht greifbar, bleibt neben dem Verlust und der Trauer diffus –  er gehört nicht mehr zu unserem Leben.
Im Mittelalter hingegen war der Tod allgegenwärtig, denn es starben nicht nur die Alten. Die Kindersterblichkeit war hoch, oder die Mutter starb dann im Kindsbett, viele Krankheiten waren nicht heilbar und Unfälle bedeuteten meist das nahe Ende. Falls man es geschafft hatte 30 und 40 Jahre zu werden,  verstarb man im Mittelalter als alter Mensch. So war der Umgang mit dem Tod ein natürlicher, der sogar für die ersten „Sterbeversicherungen“ unter Handwerkern und Gildebrüdern sorgte.

Die Kunst richtig zu sterben

Am erstaunlichsten war für uns, dass unser heutiger Wunsch nach einem raschen, schmerzlosen Tod im Mittelalter nicht geteilt wurde. Im Gegenteil: Man wollte möglichst „richtig sterben“. Das heißt vorbereitet oder „kunstvoll“, man sprach sogar von ars moriendi (Der Kunst des Sterbens). Das Sterben war im Mittelalter von christlich-rituellen Abläufen geprägt. Man befürchtete ohne Sterbesakramente auf die letzte Reise zu gehen, zudem wollte man natürlich auf dem Totenbett auch noch die weltlichen Dinge regeln, wie Testament und Nachfolge. Die letzte Beichte half zudem auch sündenfrei(er) beim jüngsten Gericht die Waage zu seinen Gunsten sinken zu lassen.  Die Angehörigen ließen Messen lesen, um die Zeit im Fegefeuer zu verkürzen.
Man sorgte für Wohlgerüche, als Zeichen von Heiligkeit, denn wer nach dem Tod evtl. durch vorangegangene Krankheiten stank, wurde verachtet, war es doch nach landläufiger Meinung ein Zeichen von Verdammung. Leider wurde aber damit auch Schindluder getrieben, so lesen Historiker die mittelalterlichen Chroniken mit Vorsicht, zu gern wurden Personen nachhaltig diffamiert. Hatte der Verstorbene unter einer Krankheit gelitten, legte man ihm auch noch seine Medizinfläschchen mit in den Sarg. Die „normalen Grabbeigaben“ waren bei Frauen oder Mädchen meist Perlenketten, bei die Jungen ein Messer.

Die Totenzettel im Wandel der Zeit

Hinter jedem Totenzettel oder Sterbebild stand und steht bis heute ein Lebensweg. So wurden früher auf den „Vorläufern“ unserer Kleinen Chronik biografische Daten vermerkt, Ehrenämter erwähnt oder Mitgliedschaften in christlichen Vereinen etc. und auch der Beruf verzeichnet. Bei Frauen, die bis weit bis in 20. Jahrhundert hinein keine Berufe hatten, wurden oft wunderliche Bezeichnungen verwendet, wie z. Bsp. „Berufsfeuerwehrsmanngattin“,  und dies eigentlich nur, um Verwechselungen zu vermeiden.
Seltener kam der Verstorbene selbst zur Wort:  Man druckte ein selbst verfasstes Gedicht, oder Auszüge aus Tagebüchern und Briefen. Ein erster Bruch ins Unpersönliche wird ab den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts vermerkt, nun wurde weniger Text dafür größere Fotos abgedruckt. Auch wenn all diese Informationen nicht spektakulär sind, so geben sie doch interessante Informationen über das Leben und Sterben von der Neuzeit bis in die Gegenwart. Über die Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts wird die Bedeutung des Sterbebildes als letzte Repräsentation immer kleiner. Es bleiben ein Foto, die Lebensdaten und die eigene Erinnerung.

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INFO

Die Ausstellung „Der letzte Weg – Tod und Bestattung in Mittelalter und Neuzeit“ ist vom 19. August bis 13. November 2016 im Diözesanmuseum Bamberg (Domplatz 5) zu sehen. Sie findet in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit der Otto-Friedrich-Universität Bamberg statt.

PDF-Flyer  Der-letzte-Weg—Tod-und-Bestattung-im-Mittelalter

Kulturelles Begleitprogramm zur Ausstellung „Der letzte Weg“

Veranstaltungsort Diözesanmuseum, Domplatz 5

7.10.2016, 19.00 Uhr: „Der Tod, das ist die kühle Nacht“, Lesung zur Poesie des Todes

19.10.2016, 19.00 Uhr: „Ihr Tod, euch sei geflucht“, Lesung aus dem böhmischen Ackermann, Johannes von Tepl (Eintritt 5 Euro)

6.11. 2016, 15.00 Uhr: Führung durch die Ausstellung, danach „Totentanz“, szenische Aufführung (Eintritt 8 Euro)

Öffentliche Abendvorträge

An der Universität 2, Raum 00.25, 18.00 Uhr

30.8.2016: Grabraub im Frühmittelalter, Frau Dr. Cornelia Lohwasser

13.9.2016: „Die schöne Leich“ – Wandel der Bestattungssitten vom 17. bis 20. Jahrhundert, Dr. Martina Scheinost

Hotels zum Empfehlen:

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Petra Schaberger

About Petra Schaberger

Petra Schaberger ist Mediengestalterin und Autorin. Mit ihrem Mann leitet sie Quintessenz – die Manufaktur für Chroniken. Sie betreut Die Kleine Chronik, den Blog Q5 und Buchprojekte im Q5 Verlag. Auf XING moderiert sie die Gruppe “Bestattungskultur”. Petra Schaberger lebt mit ihrem Mann in Heppenheim.

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